Dreifaltigkeitssonntag - Vatertag - Pfarrwallfahrt _ 12.06.2022
Predigt am Dreifaltigkeitssonntag/Vatertag/Pfarrwallfahrt
1.
VATERTAG
Vater ist ein Beziehungs-Wort. Damit ist schon das Wichtigste gesagt. Vater kann man nur sein, wenn man in Beziehung ist, wenn man in Beziehung lebt. Vater kannst du nicht sein ohne Kind. Vater kannst du nicht sein ohne Frau. Die Beziehung zum Kind und die Beziehung zur Frau machen einen Mann zum Vater. Ohne diese Beziehungen, ohne dieses Miteinander und ohne ein Füreinander kann kein Mann Vater sein, Vater werden. Es geht also ganz zentral um Partnerschaft. Die Partnerschaft mit Frau und Kind macht den Mann zum Vater. Damit bin ich aber auch schon beim zweiten Thema:
2.
SONNTAG DER DIÖZESANPARTNERSCHAFT
Seit 51 Jahren haben wir diese Partnerschaft mit Masan in Südkorea. Seit der 800-Jahr-Feier der Diözese mit Bom Jesus da Lapa in Brasilien. Unsere Pastoralreferentin Elisabeth Fritzl ist ganz stark mit dieser noch jungen Partnerschaft befasst. Sie war ja mehrere Monate dort. Mir persönlich ist die alte Partnerschaft mit Masan weiterhin wichtig. Ich habe ja liebe Priesterkollegen dort, Studienkollegen, einen Weihekollegen und einen ehemaligen Kaplan im Ausseerland. Solche Diözesanpartnerschaften weiten den Horizont. Sie sind „ein Fenster zur Weltkirche“. Sie entgrenzen uns - und machen uns katholisch, im besten Sinn des Wortes. Kein Mensch, kein Land, keine Kirche ist eine Insel. Wir sind einander gegeben und aufgegeben – Gott sei Dank. Wir sind Partner. Partnerschaft ist Gabe und Aufgabe, ist ein Geben und Nehmen. Damit bin ich schon beim dritten Thema:
3.
DREIFALTIGKEITSSONNTAG
Der frühere Bischof von Aachen Claus Hemmerle hat gerne von „Dreifaltigkeit als Lebensstil“ gesprochen. Wörtlich hat er es so ausgedrückt: „Das ist der kühnste alternative Lebensstil, das ist die radikalste Weise, anders zu leben… Leben im Stil und nach dem Maß des dreifaltigen Gottes. Nicht mehr sich durchsetzen oder sich ducken, nicht mehr um sich selber kreisen oder aus sich selbst hinausflüchten, nicht haben, sondern geben, nicht leisten, sondern schenken…“ Den dreieinen Gott nicht nur glauben und bekennen, sondern diese Dreieinsheit leben und zum Lebensstil machen – da haben wir und unsere Kirche wohl noch viel Luft nach oben… Lassen wir heute aber ganz besonders den Gnadenort Mariazell zu uns sprechen – das Ziel unserer Pfarrwallfahrt!
4.
MARIAZELL
Auf drei Botschaften des Gnadenortes möchte ich hinweisen:
4.1.
„Liebe die Zelle!“, sagt der hl. Thomas in einem Brief zu einem jungen Studenten. Fürs Studium braucht es die Liebe zur Zelle, die Bereitschaft zu lesen, zu meditieren und zu studieren. Aus „Maria in der Zelle“ ist das schlichte Mariazell geworden - ein österreichisches Nationalheiligtum: „Magna Mater Austriae“. Aber auch die Ungarn und viele slawische Völker lieben diese Zelle in den Bergen: Die Namen „Magna Domina Hungarorum“ und „Alma Mater Gentium Slavorum“ weisen darauf hin. Sie alle lieben diese Marienzelle in den Bergen der Obersteiermark. Liebe die Zelle!
4.2.
Eine zweite Botschaft ist wohl die Gnadenkapelle mitten in der Kirche. Genau so ist es mit Maria zu Pfingsten in Jerusalem gewesen. Genau so ist es mit Maria und der Kirche heute: Maria ist mitten unter uns. Maria betet, bittet und segnet inmitten der Kirche. Wir haben in Mariazell architektonisch das Bild der pfingstlichen Kirche verwirklicht. Mitten unter uns, inmitten der Kirche finden wir Maria. Sie betet mit uns und für uns. Sie bittet mit uns und für uns. Sie segnet uns und mit uns.
4.3.
Die dritte Botschaft ist wohl der wunderbare Hochaltar von Fischer von Erlach - er ist der allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Es fügt sich, dass er just am Dreifaltigkeitssonntag unser Ziel ist und zu uns spricht: Am Hochaltar in Mariazell reicht der Vater seinem Sohn am Kreuz die Hand. Er lässt ihn nicht allein. Er lässt ihn nicht am Kreuz hängen. Er hält ihn fest und zieht ihn an sich.
Ein wunderbares Bild für unsere Hoffnung über den Tod hinaus: Gott hält uns in seiner Hand. Mit dem Gekreuzigten zieht er alle Leidenden zu sich, die ganze Erde unter dem Kreuz. Der Vater hält uns alle fest. Er lässt uns und die Erde nicht fallen! Über allem aber schwebt und triumphiert der Hl. Geist. Er ist nicht nur das Band der Liebe zwischen Vater und Sohn. Der Geist ist nach einem schönen Wort von Hugo von St. Viktor „der mitliebend – mitgeliebte Dritte“. Ja, so ist es, denn Gott ist Liebe – der Vater, der Sohn und der Hl. Geist! Amen.
Pfarrer Edi Muhrer