12. Sonntag im JK - "Du bist der Christus Gottes" - 19.06.2022
Predigt am 12. Sonntag im Jahreskreis
Wie gut sind Sie versichert? Ich habe mich in letzter Zeit ein wenig mit meinen Versicherungen beschäftigten müssen und bin erstaunt, wofür oder wogegen es möglich ist, sich zu versichern. Manchen Menschen geben Versicherungen die nötige Gelassenheit, andere meinen, dass mit einer Versicherung wirklich alles abgedeckt werden kann. Doch dann kommt das Leben dazwischen. Unsere Welt ist bedroht von Krieg, Pandemie, der Klimakatastrophe, um nur die augenscheinlichsten Probleme zu nennen. Dagegen gibt es keine Versicherung. Hier sind wir selbst gefragt, auch wenn wir natürlich nicht alles beeinflussen können. In der Pandemie haben wir Maßnahmen erlernt, um uns selbst und andere zu schützen. Mein Lebensstil hat Auswirkungen auf unsere Umwelt, selbst wenn wir manchmal meinen: „was kann ich schon beitragen?“
Als Christ:innen sind wir aufgerufen, in der Nachfolge Jesu zu leben und zwar nicht irgendwie, sondern ganz bewusst. Wenn Jesus uns auffordert, unser Kreuz täglich auf uns zu nehmen, ist das für mich eine Aufforderung, mich dem Leben zu stellen. Ich denke nicht, dass es um die Verherrlichung von Leiden geht, wenn wir Jesus nachfolgen, sondern dass jede:r von uns das zu einem möglichst guten Leben aller beiträgt, was er/sie beitragen kann.
In der Lesung aus dem Buch Sacharja haben wir gehört, dass Gott selbst den Geist des Mitleids und des flehentlichen Bittens ausgießen wird. Das Volk Israel hatte sich immer wieder auch fremden Göttern zugewandt, z.B. dem Wettergott Hadad-Rimmon, dessen Tod jeden Herbst betrauert wurde. Durch diese Trauer sollte er gnädig gestimmt werden, damit das Land im Frühjahr wieder fruchtbar wurde. Die Zerstörung der Stadt Megiddo und später die Einnahme von Jerusalem wurde nicht politisch gedeutet, sondern als Folge dieser Abkehr von JHWH verstanden. Und dieser Gott, von dem das Volk sich abwendet, wird den Geist des Mitleids schicken.
Mich haben diese Worte sehr berührt, denn manchmal habe ich den Eindruck, dass z.B. was den Krieg in der Ukraine betrifft, nur noch beten helfen kann. Und natürlich die Einsicht, dass jede:r von uns sein Leben nicht allein oder nur für sich selbst lebt, sondern dass wir nach dem Beispiel Jesu leben soll: füreinander da zu sein, nicht nur mein persönliches Kreuz zu beklagen, sondern Mitgefühl für das Leid anderer zu haben und alles in meiner Kraft Stehende zu tun, um die Welt ein wenig besser zu machen. Jesus geht mit auf diesem Weg, er nimmt uns das Kreuz nicht ab, aber er ist da und hilft uns, das anzunehmen, was das Leben schwer macht. Wenn ich mich einlasse auf diesen Weg der Nachfolge, wird es mir besser gelingen, Jesus als den Christus zu erkennen und mich von ihm begleitet zu wissen. Zu lernen, ihn im Mitmenschen zu erkennen und in mir selbst, hilft mir, das nötige Vertrauen zu entwickeln, so dass ich versichert sein kann: er ist bei mir. Amen.
Elisabeth Fritzl