4. Fastensonntag LAETARE
Predigt zum Sonntag laetare 2024 – 03 – 10/Vorabendmesse in Feldkirchen/
10.15 Uhr Sonntagsmesse in Graz-St. Johannes
Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung!
Dieses Wort aus der Schriftrolle des Propheten Jesaja (66, 10) steht als Überschrift über den 4. Fastensonntag. Es adelt seit Jahrhunderten den heutigen Tag als Sonntag der (Vor-)Freude. Heute trage ich ein rosa Messkleid – schon etwas schräg, oder? Mir gefällt’s aber – zweimal im Jahr!
Zugleich erinnert mich das an eines meiner Lieblingsbücher, an das Tagebuch eines Landpfarrers von G. Bernanos: Von Priester zu Priester beklagt sich da der knorrige Pfarrer von Torcy über die „Last“, dass er ständig den schwarzen Talar tragen muss:
„Ich wollte, ich bekäme einen von jenen gelehrten Prahlhänsen, die mich einen Dunkelmann schelten, zwischen die Finger! Dem würde ich sagen: Ich kann wahrhaftig nichts dafür, dass ich wie ein Leichenträger herumlaufe. Schließlich kleidet sich der Papst in Weiß und die Kardinäle in Rot.
Ich hätte das Recht wie die Königin von Saba gekleidet einherzugehen, denn ich bringe die Freude. Ihr könntet sie umsonst von mir haben, wenn ihr sie nur wolltet.
Die Kirche verfügt über die Freude, über den ganzen Anteil von Freude, der dieser traurigen Welt beschieden ist. Was man gegen die Kirche tut, hat man gegen die Freude getan.“
Mich freut vor diesem Hintergrund, dass Leute wie Paul M. Zulehner in der Kirche zuletzt eine zunehmende „Verbuntung“ entdeckt haben - mehr Vielfalt, eine größere Pluralität. Der verstorbene steirische Künstler und Priester Josef Fink hat sich schon vor Jahrzehnten eine „scheckige“ Kirche gewünscht…
Für die Meditation nach der Kommunion habe ich darum das Gebet um Lebensfarben ausgewählt, diese Bitten um Buntheit und Vielfalt im Leben.
In unserer Pfarre Feldkirchen haben wir morgen die große Freude, die Erstkommunion-Kinder 2024 und ihre Familien beim Gottesdienst unter uns zu haben. Die Kinder werden mit Namen vorgestellt werden. Es ist für mich immer wieder faszinierend, mit welcher Begeisterung die Kinder in diesem Alter bei der Sache sind – mit welcher Freude sie sich vorbereiten und auf das Fest der Erstkommunion zugehen. Diese Vorfreude ist vom ersten bis zum letzten Lied zu spüren und echt ansteckend. Mit ihrer Begeisterung, mit ihrer Freude und Vorfreude können die Kinder unsere Lehrmeister sein. Wir können froh und dankbar sein, dass unsere Religionslehrerinnen Maria Kirchberger und Silke Pilz nicht nur in der Schule sondern auch außerschulisch die Kinder bestens vorbereiten. Dass ihnen dabei Roswitha Scharl und Kathi Kaufmann und mehrere Mütter helfen. Erstkommunion-Vorbereitung…
Auch wir alle bereiten uns gerade vor – auf das Fest aller christlichen Feste, auf das Fest der Erlösung, auf das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Ich kann es uns nur wünschen, dass wir uns anstecken lassen von den Kindern und ihrer Vorfreude. Dass wir uns anstecken lassen vom Motto, das groß als Überschrift über diesem 4. Fastensonntag steht: Laetare – Freue dich!
Ja, wir haben allen Grund zur Freude!
Paulus hat uns in der Lesung daran erinnert: Wir sind schon gerettet, erlöst und auferweckt! Paulus, dieser Befreiungs-Theologe der ersten Stunde, verkündet Gott als den Barmherzigen, als den Lebendigen und bedingungslos Liebenden. Paulus wird nicht müde zu bedenken, dass letztlich alles Gnade ist, Geschenk aus Gottes Hand. Dass wir seine Geschöpfe sind und glauben können, dass wir gerettet, befreit, erlöst und auferweckt sind. Alles ist Gnade!
Johannes hat es im Evangelium auf den Punkt gebracht mit diesem wunderbaren Satz: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat!“
Was für eine Botschaft schon im Ruf zum Evangelium! Was für ein Evangelium im Evangelium! Besser geht`s nicht! Herrlich, dass aus dem Kreis der Evangelikalen gerade diese Botschaft immer wieder bei Großveranstaltungen, bei WM und Olympiaden auf riesigen Transparenten zu sehen ist: Joh 3, 16: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat!
Herrlich, dass jemand die Idee gehabt, ein Buch herauszugeben einzig mit diesem einen Wort und dieser einen Botschaft – aber in hunderten verschiedenen Sprachen… Bravo! Gott sei Dank und seinem Sohn Jesus Christus sei gedankt für seine bedingungslose Liebe!
Das Schlusswort am Sonntag Laetare gebührt einem Heiligen, dessen Markenzeichen die Fröhlichkeit war - Bischof Franz von Sales: Er sagt, dass die Freude das Gesicht der Liebe ist. Die Freude ist das Gesicht der Liebe. Die Freude gibt der Liebe ein Gesicht.
Der heutige Sonntag der Vorfreude lädt uns ein, beiden ein Gesicht zu geben – der Freude genauso wie der Liebe! So möge es sein. Amen.
Pfarrer Edi Muhrer