Osternacht - 30.03.2024
8. Szene: Tot und wieder lebendig
Maria Magdalena: Lieber Lazarus, Du und Jesus, ihr beide seid mir so ans Herz gewachsen! Ihr habt so viel Ähnlichkeit. Ihr wart beide tot und lebt nun wieder – und doch ist alles gänzlich anders: Dich kann ich wieder in die Arme schließen. Jesus aber nicht. Er lebt und ist für mich doch nicht greifbar. Verstehst du das?
Lazarus: Liebe Maria, ich verstehe dich - und verstehe doch nichts!
Wie sollte ich auch?
Es sind knapp zwei Wochen her, dass jenes Wunder geschehen ist.
Ich war tot! Maria, verstehst du? Tot!
Du warst ja in den letzten Tagen vor meinem Sterben bei mir.
Du hast mit meinen Schwestern geweint, als meine Krankheit immer ärger wurde
und mich Fieberkrämpfe quälten. Du hast mir versprochen, Jesus zu holen!
Du wolltest mir Hoffnung machen.
Du warst überzeugt, Jesus wird früh genug kommen und meine Krankheit heilen.
Ich lag schon im Fieberwahn und hörte noch dein Klagen aus Angst,
Jesus würde zu spät kommen.
Maria Magdalena: Und er ist zu spät gekommen! Einige Tage sogar zu spät!
Wir hatten dich bereits gesalbt und in die Grabhöhle gelegt.
Weißt du, wie mich dieses Warten gequält hat?
Ich war so enttäuscht von Jesus – wie konnte er nur seinen Freund Lazarus sterben lassen!?
Da hatte ich große Zweifel an Jesus - ich sah in ihm sogar einen Freundes-Verräter.
Aber ich wurde eines Besseren belehrt: Ich sehe noch seine Trauer und seine Tränen, die er vor dem Grab um dich weinte. Da spürte ich, wie sehr er dich lieben musste. Und seine Liebe war es schließlich auch, die dich wieder ins Leben zurückholte!
Lazarus: Ja, Maria, nur Liebe kann den Tod besiegen.
Und ich habe Jesu Liebe nie so tief gespürt, wie an jenem Tag.
Wir schlossen uns in die Arme – sein Herzschlag gab meinem Herzen das Leben zurück!
Maria, du warst bei meinem und seinem Sterben dabei.
Wie unterschiedlich war doch unser Sterben!?
Und wie unterschiedlich ist unser beider neues Leben!
Du glaubst doch daran, dass Jesus lebt und nicht im Tod verblieben ist?
Ehrlich gesagt, Maria, ich kann das noch nicht verstehen, nicht begreifen,
obwohl Jesus mich selbst ins Leben zurückgeholt hat. –
Ob ich es glauben kann, weiß ich noch nicht?
Und du?
Maria Magdalena: Ich könnte es auch nicht, hätte er sich mir nicht gezeigt –
hätte er mich nicht bei meinem Namen genannt.
MARIA – so zärtlich klingt mir seine Stimme noch im Ohr.
Seine Stimme hat mein Herz berührt und meine ganze Liebe wieder im Nu geweckt.
Durch seinen grausamen Tod am Kreuz und erst recht durch das leere Grab war meine Liebe zu ihm wie verstummt und vergraben.
Ich weiß nicht – es war einfach nur eine große Leere in mir.
Sinnlos erschien mir alles – ich wollte nicht mehr leben, ohne ihn!
Und dann, dieses eine Wort: MARIA!
Wie ein Liebes.Wort traf es mein Herz.
Welche Liebe IHN ins Leben holte, weiß ich nicht.
Ich weiß nur, dass Seine Liebe mich wieder lebendig werden ließ!
Nun will ich die Botin Seiner Liebe sein!
Hans Perstling