Ostersonntag - 31.03.2024
OSTER-PREDIGT 2024
Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja!
Drei besondere Botschafter möchte ich heute zu Wort kommen lassen, drei besondere Botschaften der „heiligen drei Tage“: das Kreuz, das leere Grab und die Osterkerze!
1.
Das Kreuz: Seine Botschaft lautet: Mit mir bist du wohl nie ganz fertig! Versteh mich, bitte, nicht zu rasch! Bedenke, wie lange es gedauert hat, dass gläubige Christen sich vom Schock der Kreuzigung erholt haben. Wie lange es doch gedauert hat, dass der Hinrichtungsgalgen zum Zeichen Christi und der Christen geworden ist. Vergiss es nicht. Vermeide jeden Triumphalismus – Christus zuliebe und den vielen zuliebe, die auch heute noch aufs Kreuz gelegt, hingerichtet und getötet werden. Vielleicht solltest du es mit dem weisen und inzwischen heiliggesprochenen John Henry Newman halten. Er sagt: „Das Kreuz Christi verwundet uns, aber es verwundet uns so, dass es uns auch heilt!“
So ist es. Der Weg zur Auferstehung führt über das Kreuz. Ostern gibt es nicht ohne den Karfreitag. Nicht am Leid vorbei, sondern durch das Leid hindurch ist Jesus seinen Weg gegangen. Denk immer wieder über das Leid, über den Karfreitag und das Kreuz nach. Dann wirst du vielleicht verstehen, was Chiara Lubich gemeint hat, wenn sie sagt: „Kein Buch hat soviel Weisheit wie das Kreuz.“ Ähnlich hat es schon Bruder Konrad gesagt. Dieser schlichte und doch so heilige Pförtner von Altötting hat es so ausgedrückt: „Mein Buch ist das Kreuz!“ Versuche das Kreuz zu lesen. Es kann dir helfen, Ostern zu verstehen, das Leiden und die Auferstehung. Das Kreuz ist dafür ein besonderer Botschafter – es verwundet, aber es heilt auch!
2.
Das leere Grab: Da können wir uns in Feldkirchen nur glücklich schätzen, dass wir draußen in der Parkanlage so eine wunderbare Darstellung des leeren Grabes haben. Ein Grab, das einen besonderen Blick freigibt. Ein Grab, das einen Durchblick ermöglich, eine andere Sichtweise, einen neuen Blick z. B. auch auf die Kirche. Ein Grab, von dem der Stein nicht einfach verschwunden ist. Ja, der Stein ist weggerollt. Aber er ist noch da! Freilich ganz anders...
Da hat mir unlängst sehr gut gefallen, dass ein Erstkommunionkind bei der Kirchenführung gesagt hat: Das ist die Sonne! Ja, so kann man es auch sehen. Schön, wenn man es so sehen kann. Weisheit aus Kindermund: Der Stein ist zur Sonne geworden! Mit dem Stein ist eine Veränderung passiert. Eine Wandlung ist geschehen: Statt Kälte Licht. Statt grau hellleuchtendes Gelb. Statt Schwere Leichtigkeit. Statt Ende Anfang. Statt Tod Auferstehung und Leben. Das Werk der Feldkirchner Künstlerin Ernestine Faux ist ein guter Botschafter der guten Botschaft von Ostern, von der Auferstehung und vom Leben.
3.
Die Osterkerze 2024 von Edda Stadlbauer: Sie greift ganz zentral ein in vielen Kulturen beheimatetes Motiv auf – den Vogel Phönix. Er steht für das Wunder des Lebens, für Veränderung, für Wandlung, für Metamorphose: Nach dem großen Feuer sich aus der Asche erheben wie ein Phönix – das ist nicht nur ein Sprichwort! Das ist eine Hoffnung. Das ist eine Sehnsucht für das Jahr 2024, wo die Welt an so vielen Ecken und Enden brennt: Denken wir an die verheerenden Brände aufgrund der Hitze und der Dürre. Denken wir an die Erdbeben und die Vulkanausbrüche mit ihrem Feuer. Denken wir an die vielen Glutnester und Brandherde durch Krieg, Terror, Fremdenhass, Antisemitismus usw. usf.
Kein Wunder, dass der Phönix immer wieder in Büchern auftaucht, in der Kunst, in den Liedern… Nicht nur Harry Potter und Conchita Wurst lassen mit dem Phönix freundlich grüßen… In seiner Pracht und Buntheit ist der Phönix inzwischen weltweit ein Liebling von Kindern und Junggebliebenen.
Er darf es auch für gläubige Christen sein: Die frühen Christen haben den Phönix sehr schnell als Symbol für die Auferstehung und das Leben gedeutet, als Botschafter der Wandlung, als Hoffnungsträger trotz aller Asche, trotz aller Kreuze und Tode im Leben.
Ich möchte aus der Vielzahl der Belege nur den Physiologus aus dem 2. Jh. n. Chr. zitieren. Das heißt es: Unser Herr Jesus Christus spricht im göttlichen Evangelium: Ich habe Macht, mein Leben zu lassen. Und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Und die Juden waren über dieses Wort ungehalten… Nun gibt es fürwahr in Indien einen Vogel, der wird Phönix genannt… Jeweils alle fünfhundert Jahre macht er sich auf zu den Zedern des Libanon. Da füllt er sich seine Flügel ganz an mit Wohlgerüchen… Der Vogel kommt nach Heliopolis zur Sonnenstadt, vollbeladen mit Wohlgerüchen und stellt sich oben auf den Altar. Das Feuer erfasst ihn und er verbrennt sich selbst… Am dritten Tag aber ist er wieder so, wie er gewesen ist.
Wenn nun dieser Vogel Macht hat sich selbst zu töten und lebendig zu machen – wie nur sind die Unverständigen ungehalten darüber, dass unser Herr Jesus Christus sagt: Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben. Und ich habe Macht, es wieder zu nehmen? Denn der Phönix nimmt das Antlitz unseres Heilandes an… Schön spricht der Physiologus vom Phönix.
Der Phönix, das Lamm, der Pelikan – alles ist Botschaft. Sie alle sind Botschafter des Auferstandenen! Die Osterkerze erst recht mit der Jahreszahl 2024, mit den Buchstaben Alpha und Omega, v. a aber mit dem herrlichen Phönix. Er erhebt sich neu und farbenprächtig aus der Asche und über dem dunklen Kreuz. Out of the dark – into the light - vom Dunkel ins Licht! Das Licht Christi, das Licht der Auferstehung, vertreibe alles Dunkle in unserem Herzen und in der Welt. Amen.
Pfarrer Edi Muhrer