3. Ostersonntag - 14.04.2024
Predigt am 3. Ostersonntag im Lesejahr B 2024 – 04 – 14 ad Jesus Christus
„Mir will nichts mehr schmecken, wo nicht JESUS drin ist!“
Der hl. Berhard von Clairveaux (1090-1153) hätte eine Freude gehabt mit der heutigen Lesung. Er hätte ganz gewiss Geschmack gefunden an der Predigt des hl. Petrus vor dem versammelten Volk. Denn da war sehr viel Jesus drin, ganz nach dem Geschmack des Heiligen!
Ich möchte in der Predigt auch bei IHM bleiben. Das tun wir alle, wenn wir die Eucharistie feiern – wir tun es „durch ihn, mit ihm und in ihm“, durch Christus, mit Christus und in Christus! Die Doxologie am Ende des Hochgebetes drückt das stimmig aus. Wir beten, was wir glauben! Darum gefällt es mir ganz gut, wenn alle diesen abschließenden Lobpreis gemeinsam sprechen - und nicht erst das AMEN am Schluss. Dabei denke ich dankbar an Sr. Cäciliana von den Kreuzschwestern. Sie hat nach meiner Priesterweihe zu mir gesagt: „Legen Sie bei jeder hl. Messe ihr ganzes Leben in diese Doxologie, ihre Freuden und ihre Leiden. Alles möge durch ihn, mit ihm und in ihm geschehen. Und Christus nimmt alles mit zum Vater!“ Das ist beste eucharistische Spiritualität. Das ist echt katholische Frömmigkeit.
Kehren wir zurück zur Lesung: Der durch die Passion und die Auferstehung bekehrte Verleugner Petrus ist zum großen Zeugen Petrus geworden: Seine Predigt kennt jetzt nur noch ein einziges Thema. Sie kreist um eine einzige Person – Jesus, den Christus: Der verratene Jesus, der Verleugnete, Gekreuzigte und Getötete ist von Gott auferweckt und verherrlicht worden. Petrus nennt Jesus in dieser kurzen Predigt Knecht, Heiliger, Gerechter, Urheber des Lebens und Messias.
Papst Benedikt XVI. hat in seinem Jesus-Buch (Herder, 2007, Bd 1) die vielen Namen Jesu gewürdigt und zugleich hinterfragt. Alle Titel und Ehrentitel für Jesus aus Nazareth enthüllen und verhüllen ja zugleich das Geheimnis Jesu. Für Benedikt XVI. sind es v. a. drei Worte, die das Geheimnis Jesu verbergen und entbergen: Der Begriff „Menschensohn“. Seine Rede als „Sohn“ und nicht zuletzt die Worte: „Ich bin es“!
Kehren wir zurück zum Evangelium - es bezeugt wie der Zeuge Petrus: Jesus lebt! Er ist der, der mitgeht. Jesus ist der, der da ist, wenn sich Menschen in seinem Namen versammeln. Wenn sie das Brot brechen. Wenn sie über ihn reden. Wenn sie ein Glaubensgespräch führen und sich an ihn erinnern… Die Lesung und das Evangelium erinnern beide daran, dass der Christus leiden werde, dass der Messias leiden muss!
In der Antike war man sich darüber einig, dass Mensch sein und leiden zusammengehören. Dass leben und leiden zusammengehören. Dass lieben und leiden keine Gegensätze sind. Dass leiden und lernen nicht getrennt werden können: Durch Leiden lernen… Was für jeden Menschen gilt, das gilt natürlich auch für Jesus, den Christus: Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden gelernt, lernen müssen…
Dass der Gerechte, wenn er denn einmal kommt, wird leiden müssen - davon hat in vorchristlicher Zeit schon der griechische Philosoph Platon (427-347 v. Chr.) gesprochen. Er hat eine prophetische Vorahnung gehabt, wie es denn sein wird, wenn endlich einmal ein Gerechter kommen wird. In seiner Schrift Politeia 361c362a schreibt Platon Jahrhunderte vor Christi Geburt folgende Weissagung: „Lasst uns den Gerechten neben den Ungerechten stellen… Der…Gerechte aber wird gegeißelt, gefoltert, gefesselt, geblendet werden an beiden Augen – und zuletzt, nachdem er alles mögliche Übel erduldet hat, wird er noch an den Pfahl gebunden werden.“ Wen wundert es, dass die Kirchenväter vom „christlichen Platon“ sprechen, lange vor Christi Geburt…
Der Völkerapostel Paulus sagt im Philipperbrief 3, 10: „Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden…“ Unser Glauben ist im Werden - so wie unser Mensch sein und unser Christ sein. Wir sind damit nie fertig. Jesus stellt heute dieselben Fragen, die er damals schon gestellt hat – die Frage „Wer bin ich für dich?“ und die Frage „Liebst du mich?“
Da hat mich immer schon fasziniert, wie Menschen darauf eine Antwort versucht haben. Vom letzten Sonntag habe ich noch gut den Apostel Thomas im Ohr, sein Bekenntnis: „Mein Herr, und mein Gott!“
Bernhard Häring, einer der größten Moraltheologen des 20. Jhs., bekennt in enger Anlehnung an den Apostel Thomas: „Jesus, mein Gott und mein Alles!“
Ganz besonders lieb ist mir unter allen Jesus-Bekenntnissen das Stoßgebet, das der Apostel von Rom, der hl. Philipp Neri, immer wieder und aus ganzem Herzen gesprochen hat: „Jesus, sei mir Jesus!“
Dem will ich nichts mehr hinzufügen – außer das längst fällige Amen!
Pfarrer Edi Muhrer