22. Sonntag B - 01.09.2024 - Tag der Schöpfung
Predigt zum 22. Sonntag B 2024-09-01/Weltgebetstag für die Schöpfung/Hl. Ägidius
Heuer fallen der Weltgebetstag für die Schöpfung und der Gedenktag des hl. Ägidius auf einen Sonntag. Zu beiden Anliegen habe ich mir in der Predigtvorbereitung Gedanken gemacht.
1.
Für die Schöpfung beten, für das Leben, seinen Schutz und seine Bewahrung beten – das ist schon etwas! Und das ist schon stimmig für gläubige Menschen!
Auch das SONNTAGSBLATT hat sich wieder dafür stark gemacht: „Den SCHREI der Erde hören“ – so lautet die Überschrift für den Artikel auf Seite 3. Da ist auch eine Postkarte abgedruckt mit der Botschaft: „Nicht jeder Naturschützer muss ein Christ sein, aber jeder Christ muss ein Naturschützer sein.“ (Gotthard Dobmeier)
Alois Schwarz, ein leidenschaftlicher Jäger und der sog. „Umwelt-Bischof“ der Österreichischen Bischofskonferenz, unterstreicht dieses Anliegen. Er sagt: Die mit dem 1. September beginnende Schöpfungszeit ist eine heilige Einladung, innzuhalten und uns zu besinnen. Denn wir Menschen haben es in der Hand, mit unsrem Handeln zur Heilung der Welt beizutragen!
Im besten Sinn des Wortes: Wir haben es in der Hand, noch haben wir es in der Hand! Auch wenn das, was wir tun und tun können, aktuell so brutal torpediert wird an den Kriegsschauplätzen und an viel zu vielen Zentren von Macht und Gewalt. Da stimmt schon die ätzende Bemerkung, dass die dort wahrscheinlich ein reines Gewissen haben. Leicht möglich, wenn es nicht benutzt wird…
Dennoch und trotzdem: Wir dürfen uns, bitte, die Sorge um die Bewahrung der Schöpfung nicht vermiesen lassen. Es ist zu offensichtlich, dass die Erde schwitzt und stöhnt. Dass sie unter dem Würgegriff des Menschen leidet. Da denke ich konkret an einen Versprecher aus dem Mund eines Kindes, ein Versprecher, der zugleich eine tiefe Weisheit zum Ausdruck bringt: Das Kind hat im Unterricht davon gehört, dass die Erde die Sonne auf einer elliptischen Bahn (d. h. eiförmig, und gegen den Uhrzeigersinn!) umkreist. Daheim wiederholt das Kind das seinen Eltern dann aber so: „Wisst ihr, dass die Erde die Sonne umkreist? Gegen den Uhrzeigersinn – in einer epileptischen Bahn!“ Weisheit aus dem Mund eines Kindes. Besser und dramatischer kann man es nicht ausdrücken…
Dabei ist es doch ganz offensichtlich: Nicht die Erde braucht uns, wir brauchen die Erde! Wir haben nur diese eine. Sie gilt es zu schützen und zu bewahren. Ich erinnere an das Motto vom outdoor Gottesdienst am Mittwoch: Leben und leben lassen! Wir sind ja Leben, das leben will. Aber wir sind es inmitten von Leben, das auch leben will. Dafür bitten und beten wir heute – am Weltgebetstag für die Schöpfung.
2.
Zum zweiten: Wir feiern den ehemaligen Landespatron der Steiermark. Wir feiern den Stadtpatron der Landeshauptstadt. Wir feiern den Kirchenpatron unserer Bischofskirche, der Domkirche in Graz. Wer ist dieser Heilige, nach dem früher viele Orte und Kinder benannt worden sind?
Ägidius heißt übersetzt „der Grieche“, denn er stammt von einer vornehmen Athener Familie ab. In der Stadt der Weisheit hat Ägidius ca. 25 Jahre lang gelebt und studiert. Wir kennen die Ägäis, das ägäische Meer. Ägis wiederum war das unzerstörbare Schutzschild, das Heiphaistos, der Schmied unter den Göttern, für den Göttervater Zeus geschmiedet hat. Der wiederum hat es der Athene gegeben, seiner Lieblingstochter, der Schutzfrau der Weisheit und daher Stadtpatronin von Athen.
Deshalb wird der Name Ägidius gerne mit „der Schildhalter“ übersetzt. Von daher kommt das geflügelte Wort unter der Ägide von jemandem stehen, d. h. unter dem Schutz von jemanden sein. In manchen Gebieten Deutschlands kennt man noch eine zweite Redewendung mit Bezug zum hl. Ägidius: Der hat aber einen Gidi, d. h. einen Vollrausch!
Ägidius hat von 640 bis 721 gelebt. Er war Mönch und Einsiedler und später der erste Abt in einem Kloster der Provence. Schon um das Jahr 1000 war Ägidius zusammen mit dem hl. Martin der Nationalheilige der Franken. Sein Grab war im Mittelalter ein viel besuchter Wallfahrtsort und lag auf einem alten Pilgerweg nach Santiago de Compostela.
Der hl. Ägidius ist einer der 14 Nothelfer, der einzige dieser Gruppe, der keinen Märtyrertod gestorben ist. Er ist der Patron des Waldes. Er wird von Jägern, Hirten, Reisenden und Kaufleuten angerufen und verehrt. Er ist der Fürsprecher für Epileptiker und Krankenschwestern. Auch stillenden Müttern, Einsamen und Verlassenen ist er ein guter Anwalt.
In der Steiermark hat man ihm die erste Pfarrkirche in Graz geweiht, den heutigen Dom. Bis 1675 war er bei uns hoch verehrt als Landespatron.
Definitiv und per Hofdekret durch die Kaiserin Maria Theresia hat er 1772 als Landespatron zu Gunsten des hl. Josef abdanken müssen. Aber noch heute ist er der Stadtpatron von Graz und der Patron vieler Kirchen und Orte in unserem Land. Sein Gedenktag am 1. September ist ein wichtiger Lostag im bäuerlichen Leben.
Am Ägiditag treten in unserer Diözese die meisten personellen Veränderungen in Kraft: Im Sonntagsblatt und auf der Homepage der Diözese kann man das alles gut nachlesen. Schön, dass unser SSR Leiter Kan. Weingartmann heute zusätzlich eine Bergmesse bei der Rudolfswarte am Buchkogel zelebriert.
Vertrauen wir uns und auch alle Mitgeschöpfe der Fürsprache des hl. Ägidius an! Amen.
Pfarrer Edi Muhrer