23. Sonntag B - 08.09.2024 - Jubelpaarsonntag
Predigt bei der Festmesse mit unseren Jubelpaaren 2024 – 09 – 08
Auf drei Schätze möchte ich bei dieser Festmesse hinweisen:
1.
Ein erster Schatz ist die Erinnerung, ist die Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre: Denkt immer wieder an den Anfang zurück! Das kann Kraft geben, motivieren und heilen. Denkt an die ersten Momente zurück, wo ihr aufeinander aufmerksam geworden seid. Wo ihr gespürt habt, der, die könnte es sein – eine Partnerin, ein Partner fürs ganz Leben. Ich habe dazu eine ganz klare Lieblingsgeschichte. Sie soll uns ermutigen zurückzudenken an die erste Liebe:
Ein junger Mann und eine junge Frau sind auf verschiedenen Wegen unterwegs. Irgendwann kreuzen sich ihre Wege und sie gehen nun gemeinsam weiter. Der junge Mann trägt einen Kupferkessel auf seinem Rücken. In der einen Hand hat er ein lebendiges Huhn und einen Stock – an der anderen Hand führt er eine Ziege.
Nach einer Weile kommen sie zu einer Schlucht. Da bleibt die junge Frau plötzlich stehen und sagt: „Durch die Schlucht gehen ich nicht mir dir!“
„Warum denn nicht?“, will der junge Mann wissen.
„Du könntest mich dort umarmen und küssen“, sagt sie.
Darauf er: „Wie soll ich dich denn umarmen und küssen können? Schau! Ich habe einen Kupferkessel auf meinem Rücken, an der einen Hand habe ich eine Ziege und in der anderen ein lebendiges Huhn und einen Stock.“
Darauf spricht wiederum sie: „Ja, aber du könntest mich die Ziege halten lassen, danach den Stock in den Boden stecken, das Huhn auf den Boden setzen und den Kessel drüber stülpen – und dann könntest du mich umarmen und küssen!“
Paff schaut der Junge das schöne Mädchen an. Schließlich sagt er:
„Gott segne deine Weisheit!“ – Worauf sie gemeinsam durch die Schlucht gehen. Eine kleine Nachhilfe in Sachen Mut und Kreativität, hat noch nie geschadet, im Gegenteil…
2.
Ein zweiter Schatz ist im Evangelium genannt worden. Ich meine das herrliche Wort der Leute: „Er hat alles gut gemacht!“ Was für ein Feedback! Was für eine tolle Rückmeldung für Jesus, für sein Tun und Wirken! „Er hat alles gut gemacht!“
Der Schatz, den ich damit meine, ist das Gespräch miteinander, ist die Rückmeldung, das sog. Feedback! Ganz wichtig, dass wir Dinge, Gefühle und Erfahrungen mittteilen, in Worte fassen. Gebt einander immer wieder ein Feedback, eine Rückmeldung, wie ihr was empfindet, was euch guttut und stärkt. Wir werden es wohl nicht ganz wie Jesus schaffen, dass wir alles gut machen. Aber wir machen ganz gewiss alle dort und da etwas gut und richtig. Da ist es nur stimmig, wenn wir das einander auch rückmelden. Wenn wir so einander im Guten bestärken und bestätigen. Wenn wir einander rückmelden, was wir aneinander gut finden. Das Feedback ist ein echter Schatz für Ehen und Partnerschaften!
3.
Ein dritter Schatz befindet sich tagaus und tagein hier in unserer Kirche. Ich meine das Bild der hl. Terese von Lisieux. Ich meine ihr wunderbares Loblied auf die Gegenwart, ihre Hymne auf das Heute! Das ist ein Text, der in der spirituellen Literatur absolute Champions-League ist. Für mich kommt er gleich nach dem Hohelied der Liebe vom Apostel Paulus. Was sie als Mystikerin zu Gott sagt, das gilt es auf unser Leben hin zu formulieren. Die hl. Terese sagt: „Du weißt, mein Gott, um dich zu lieben, habe ich nur das HEUTE!“
Auf unser Leben und Lieben bezogen heißt das: „Du weißt, mein Gott, um meine Frau/meinen Mann zu lieben, habe ich nur das HEUTE!“ – Du weißt, um meine Kinder, Enkelkinder, meine Geschwister, Freunde, Eltern oder Großeltern zu lieben – ich habe nur das Heute – kein Gestern, kein Morgen! Das ist das, was wir in der Kirche seit 300 Jahren „das Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks“ nennen.
Herr, gib uns Achtsamkeit und ein hörendes Herz für das Hier und Jetzt, für die Gegenwart, die wichtig und heilig ist. Denn um dich zu lieben und um einander zu lieben haben wir nur das Heute! So ist es und damit: Amen!
Pfarrer Edi Muhrer
Predigt zum 23. Sonntag B – Vorabendmesse am 07.09.2024 - “Alles wird gut.”
“Er hat alles gut gemacht.” Dieses Zeugnis hören wir von Menschen, die bei der Heilung des Gehörlosen dabei waren. “Alles wird gut.” Ein Satz, der als Trostversuch gilt. Oder: “Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.” Ein Satz, der Oscar Wilde zugeschrieben wird. Was können wir heute glauben? Das Lied “Kündet allen in der Not”, das wir zu Beginn gesungen haben und das für gewöhnlich im Advent erklingt, bringt die Hoffnung und das Vertrauen darauf zum Ausdruck, dass allen Menschen Gottes Heil zuteil werden wird. Ich denke, dass wir als Christ*innen ganzjährig adventlich leben sollten: in Erwartung, dass Jesus wiederkommt, und im Vertrauen darauf, dass es am Ende gut wird. Das bedeutet aber keineswegs, dass wir inzwischen die Hände in den Schoß legen sollen. Die Lesung aus dem Buch Jesaja ist eine Ermutigung für uns alle, soll uns anspornen, von einer besseren Welt zu träumen, und auch etwas dazu beizutragen. Angeregt von der Lesung lade ich Sie ein, in der nächsten Woche Ihr Augenmerk einmal auf all das Gute und Positive zu legen, das Sie in Ihrem Alltag um sich herum bemerken. Erzählen Sie doch davon und lassen andere an Ihrer Freude teilhaben!
Die Heilung des Gehörlosen im Evangelium ist eine vielschichtige Erzählung, in der Jesus mehr als das tut, worum er gebeten wurde. Ob die Heilung durch die Berührungen Jesu oder durch sein Wort “Effata” erfolgt, bleibt offen. Und wie einige Male im Markus-Evangelium erteilt Jesus ein Schweigegebot – aber die frohe Kunde verbreitet sich dennoch schnell und bringt den Menschen die Erkenntnis: “Er hat alles gut gemacht”. Den Effata-Ritus kennen wir bei der Taufe. Dort heißt es: "Der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf »Effata« dem Taubstummen – heute sagen wir “dem Gehörlosen” - die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, damit du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes." Darin liegt für mich der Schlüssel: Die Taufe ist erst der Anfang des christlichen Lebens. Wir wachsen hinein in diese Verbindung zu Gott, zu unseren Mitmenschen, zur ganzen Schöpfung. Unser ganzes Leben hindurch sind wir gefordert, auf Gott zu hören, unseren Glauben zu bekennen und durch unser Leben dazu beizutragen, dass andere Menschen heil werden und Heil erfahren können. Heute ist ganz klar der Auftrag an jede*n Einzelne*n von uns, einen Beitrag zur Klimagerechtigkeit zu leisten, unsere Umwelt zu schützen, da der Klimawandel bereits massive Auswirkungen auf Menschen weltweit hat. Genauso sollen wir aufmerksam sein und jene Menschen im Blick haben, die auch heute nicht selbst auf ihre Hilflosigkeit und Bedürftigkeit aufmerksam machen können. Wir können uns fragen, wo wir selber gehörlos oder blind sind, wir können im Austausch mit anderen achtsam sein und voneinander lernen. All das kann in uns die Hoffnung stärken und das Vertrauen, damit wir überzeugt miteinander singen: Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil. Amen.
Elisabeth Fritzl