29. Sonntag B - 20.10.2024 - Weltmissionssonntag
Predigt zum 29. Sonntag B – 20.10.2024
“Ist” oder “soll”? Welchen Unterschied ein kurzes Wort machen kann. “Bei euch aber soll es nicht so sein” - das haben wir im Evangelium gehört. Wenn man es genauer übersetzt, steht dort aber: “Bei euch IST es nicht so.” Das erinnert mich zunächst an die Übersetzung der 10 Gebote, die wir meist mit “Du sollst nicht...” kennen. Man kann aber auch sagen: “Du wirst nicht...”. Kleinigkeiten können also einen großen Unterschied machen!
Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig angestrengt und für eine Sache ins Zeug gelegt? Vielleicht bei einer sportlichen Tätigkeit, wo Sie gewinnen wollten, bei einem Test oder einer Prüfung, wo Sie besonders gut abschneiden wollten, in einem Bewerbungsgespräch, um eine ganz bestimmte bessere Position zu bekommen? Ganz vorn zu sein, in der ersten Reihe zu stehen, gesehen und wichtig genommen werden - für viele Menschen ist das erstrebenswert. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, wo diejenigen ein Ansehen haben, die wichtig sind. Doch Jesus sagt nach der Forderung der Jünger, die die besten Plätze neben ihm einnehmen wollen: “Bei euch ist es nicht so!”
Wir feiern heute den Weltmissionssonntag. Ein Wort, das es schwer hat, weil Mission jahrhundertelang negativ besetzt war und leider oft negative Auswirkungen hatte. Im September war eine Gruppe aus unserer brasilianischen Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa für 2 Wochen bei uns – sie waren auf Missionsreise. Es war ihnen schon in der Vorbereitung wichtig, dass ihr Besuch Ausdruck einer Mission ist. Als Thema kristallisierte sich schnell “die gemeinsame Sorge um das gemeinsame Haus” heraus. Die schrecklichen Folgen des Klimwandels erleben sie in ihrer Heimat, Flüsse, die austrocknen und viele Menschen, die so ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Umgekehrt konnten sie bei uns den Recyclinghof besuchen, die Fachschule Grottenhof und verschiedene Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung. Bei aller Unterschiedlichkeit haben wir gespürt, dass eine gemeinsame Mission uns verbindet. Das hat mich zu der Frage gebracht: Wofür brenne ich? Was ist meine Mission? Wie ernst nehme ich den Zuspruch Jesu” “Bei euch IST es nicht so?” Bin ich tatsächlich bereit, anderen zu dienen, und wenn es so ist – wie mache ich das am besten? Ich denke, dass dabei 2 Dinge wichtig sind: 1. Aufmerksam zu sein für das, was die Menschen in meinem Umfeld brauchen. 2. Zu wissen, was ich gut kann und womit ich ihnen dienen kann.
Nutzen wir den Weltmissionssonntag, uns mit den Fragen zu beschäftigen: was kann ich zu einem besseren Leben beitragen und was gibt mir die Kraft, mich von anderen in den Dienst nehmen zu lassen! Amen
Elisabeth Fritzl