30. Sonntag B - 27.10.2024 - ÖKB-Totengedenken
![Heilung des blinden Bartimäus_Feldkirchner Passionsspiele 2023 / simone scharl](/img/02/1b/819fe83650b495c7311d/Heilung_des_blinden_Bartim_us_Feldkirchner_Passionsspiele_2023-Heilung_des_blinden_Bartim_us_Feldkirchner_Passionsspiele_23.jpeg)
Predigt zum 30. Sonntag 2024 – 10 – 27/SUCHEN – BETEN – GEHEN
Suchen, beten, gehen – diese drei sind heute das Thema meiner Predigt.
1.
SUCHEN – dieses Wort ist wie eine Fanfare dem Gottesdienst vorangestellt. Gleich dreimal ist im Eröffnungs-Vers - im sog. Introitus – vom Suchen die Rede: „Freuen sollen sich alle, die den Herrn suchen. Sucht den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit!“ (Ps 105, 3-4)
Weil letzten Sonntag ja viele von uns im Benediktinerstift Admont waren, muss ich beim Thema SUCHEN ganz automatisch an die Regel des hl. Benedikt denken. Sinn und Ziel des Mönchtums ist es, Gott zu suchen – ihn ein Leben lang zu suchen, auch wenn er letztlich in diesem begrenzten irdischen Leben nie ganz gefunden werden kann.
Trost, Kraft und Ermutigung gibt dafür die Heilige Schrift: Sie sagt uns ja, dass ER es ist, der sucht, dass ER die Verlorenen sucht wie ein guter Hirte, dass ER den Verstreuten und wohl auch den Zerstreuten nachgeht und auf sie zugeht. Es liegt auch an uns, dass wir suchen um von IHM gefunden zu werden. Wenn also gilt: Wer trägt wird getragen! Dann gilt auch: Wer sucht wird gefunden!
„Suche mehr als du suchst!“ sagt ein erfahrener Mönch. Und er erinnert daran, dass nicht nur jeder Mönch sondern jeder gläubige Mensch sich der Frage stellen soll: Habe ich wirklich Gott gesucht? Dazu noch einmal, ganz eindringlich und wörtlich P. Albert von der Abtei Kornelimünster: „Habe ich wirklich Gott GESUCHT? Habe ich wirklich GOTT gesucht? Habe ich WIRKLICH Gott gesucht?“
2.
BETEN ist ein Zweites, das uns die Schrift an diesem Sonntag wieder einmal ans Herz legt. Vertrauen haben ins Gebet, auch in jedes noch so einfache Stoßgebet. Vertrauen haben - wie der blinde Bettler am Stadtrand von Jericho. Völlig zurecht erinnern wir uns an ihn noch heute. Völlig zurecht kennen wir Bartimäus heute noch mit Namen. Wir kennen ihn, weil er an Jesus geglaubt hat. Weil er darauf vertraut hat, dass Jesus hilft, dass Jesus an keiner Not vorbei geht: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ Gleich zweimal schreit er mit dieser Bitte seine Not heraus: „Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“
Ihm ähnlich haben wir es heute gleich am Anfang der Eucharistie mit dem Eröffnungslied getan – und wir tun es bei der Besinnung, beim Bußakt mit dem „Herr, erbarme dich unser!“ Wir tun es noch beim Brotbrechen vor der heiligen Kommunion: „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt – erbarme dich unser!“
In der ostkirchlichen Tradition hat die Bitte um das Erbarmen Gottes ihren fixen Platz am Anfang der Stundengebete. Und sie steht in fester Verbindung mit dem Dreimal-Heilig der Bibel und der Liturgie: „Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser!“ Darüber haben wir am vergangenen Donnerstag bei den Feldkirchner Glaubensgesprächen auch ein wenig nachgedacht...
Bartimäus sei Dank für sein Vertrauen, für seine Bitte und für seine Hartnäckigkeit im Beten. Und Jesus sei Dank, der hinauf nach Jerusalem nicht an ihm vorübergegangen ist ohne zu helfen und zu heilen! Diese Heilung des blinden Bartimäus ist übrigens die letzte Heilung im Markus-Evangelium. Jesus muss hinauf nach Jerusalem…
3.
Das Dritte ist das GEHEN, das miteinander Gehen. Jesus geht mit und er geht voran. Bartimäus, die Jüngerinnen und Jünger folgen ihm nach. Nach der Heilung des Bettlers eilt Jesus ja regelrecht hinauf nach Jerusalem. Wer das Heilige Land kennt weiß es: Das sind von Jericho aus über 1000 Höhenmeter und vieles Andere mehr, das es jetzt noch zu überwinden gilt…
Gehen hilft! Gehen ist oft heilsam! Wer etwas von geistlicher Begleitung versteht, weiß das: Es liegt viel Segen und Kraft im miteinander Gehen und im gemeinsamen Unterwegssein. Wer glaubt geht nie allein…
In den Schuhen des Fischers ist es gegenwärtig wohl v. a. Papst Franziskus, der unermüdlich zum Gehen mahnt und vor dem Stillstand warnt. Seit drei Jahren hat er unserer Kirche einen synodalen Weg verordnet. Dieser synodale Weg hat 2021 in den Diözesen und Ländern weltweit begonnen. Dann ging es mit Überlegungen in den verschiedenen Kontinenten und wieder in Rom weiter. An diesem Sonntag wird die diesjährige Weltbischofssynode mit einer Eucharistie im Vatikan abgeschlossen. 2025 wird der Papst die Weggedanken der letzten drei Jahre zusammenfassen und veröffentlichen. So ihm die nötige Gesundheit geschenkt bleibt, wird er hartnäckig bleiben. Papst Franziskus wird sicher nicht lockerlassen.
Ach ja, er hat es ja schon wieder getan! Er hat für 2025 ein sog. „heiliges Jahr“ ausgerufen. Stilgerecht ruft der Pontifex mit diesem Jubiläumsjahr schon wieder zum Gehen auf, zum Pilgern. Das Motto für das heilige Jahr lautet bekanntlich: Pilger der Hoffnung – das gilt für die Kirche insgesamt, das gilt für alle einzelnen Getauften: Wir sind nicht nur „Wanderer zwischen zwei Welten“. Wir sind „Pilger der Hoffnung“. D. h.: Wir haben einen Auftrag und eine Mission!
Herr, lass uns Gehende bleiben und Pilgernde. Mach uns zu Boten der Hoffnung. Mach uns fähig und bereit Rede und Antwort zu stehen von der Hoffnung, die uns erfüllt. Amen.
Pfarrer Edi Muhrer