1. Adventsonntag - 01.12.2024 - Weihnachtsmarkt der kfb
Predigt am 1. Advent-Sonntag 2024/C
Wir haben bei der Besinnung am Anfang bereits ein wenig bedacht, was das ADVENT bedeuten kann. Wir haben ADVENT buchstabiert. Jetzt, in der Predigt, möchte ich die zwei Dinge und ihre Botschaft ansprechen, die wir inzwischen irgendwie automatisch mit dem Advent verbinden. Zuvor und zuallererst aber der Hinweis auf die besonderen Gottesdienste, die es nur im Advent gibt:
1.
RORATE – viermal feiern wir diese Frühmesse bei Kerzenlicht: dreimal dienstags um 6.00 Uhr und einmal Samstag um 7.00 Uhr mit der Jungschar und den Firmlingen. Rorate coeli – tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab – das sind Worte des Propheten Jesaja, Worte der Sehnsucht in vorchristlicher Zeit, Worte des Propheten der Sehnsucht.
Simone Weil sagt: Alles beginnt mit der Sehnsucht! Dass wir Sehnsucht in uns haben, Sehnsucht nach dem Kommen Christi, Sehnsucht nach seiner Gegenwart – ich kann es uns nur wünschen… Das frühe Aufstehen, das Miteinander-Feiern, Gott die Chance zu geben uns mit einem Gottesdienst zu beschenken – das ist schon was, etwas, was uns öffnet, was ein Zeichen sein kann für unseren Glauben, für unser Suchen und Sehnen... Ja: Alles beginnt mit der Sehnsucht!
2.
Kommen wir zu den zwei Dingen, die viele im Advent nicht mehr missen möchten: Ich meine den Advent-Kranz und den Advent-Kalender!
2.a.
Der ADVENTKRANZ ist ein starkes Zeichen. Er ist zugleich eine herzliche Einladung: Komm, setz‘ di her do neben mir! Setzt euch zu ihm, ganz egal ob ihr allein seid oder mit anderen beisammen. Wer sich zum Kranz hinsetzt wird spüren: Ich bin nicht allein. Wer glaubt ist nie allein!
Atmen wir im Angesicht von so viel Grün tief Hoffnung ein, damit wir Pilger der Hoffnung werden. Dazu ruft uns Papst Franziskus im neuen Kirchenjahr auf: 2025 möge ein gutes, ein gesegnetes, ein heiliges Jahr „im Herrn“ werden, ein Jahr der Hoffnung für die ganze Welt.
Der Duft der grünen Zweige soll uns an Paulus erinnern, an seinen Appell zu duften, ein Wohlgeruch Christi zu sein und den Duft der Erkenntnis Christi zu verströmen!
Das viele Violett steht für Umkehr, für Besinnung, für einen neuen Lebensstil.
Und dann nicht zuletzt das Licht der Kerzen: Ihre Botschaft ist klar: Sei Licht! Mache dich auf und werde licht – denn dein Licht kommt! Gerade jetzt, wenn es draußen immer dunkler und früher finster wird, gerade jetzt brauchen die Menschen Licht, mehr Licht. Sie brauchen uns, unser Lichtsein!
2.b.
Schließlich verweise ich noch auf den ADVENTKALENDER und seine Botschaft: So ein Adventkalender kann ganz schön subversiv sein! Unterschätzen wir bloß nicht, was wir da tun, wenn wir einen solchen Kalender haben: Wir öffnen Türen, Tag für Tag! Hoffentlich bewirkt das was bei uns. Zugleich denken wir daran, dass damals die Türen verschlossen geblieben sind – kein Platz in der Herberge! Der Advent-Kalender und seine Botschaft stemmen sich dagegen. Heute, hier und jetzt bei uns, da soll es anders sein!
So ein Kalender ist ein Appell: Bedenke, was du tust! Während andere zumachen und das Schließen predigen - du öffnest die Tür, Tag für Tag, bis es Weihnachten wird. Wir öffnen Türen, damit es Weihnachten wird, Tag für Tag.
Zum Geburtsfest Christi wird das dann einmal mehr und beispielhaft Papst Franziskus in Rom tun: Bei allen vier Papstkirchen wird er die sog. „hl. Pforte“ öffnen. Am Hl. Abend geschieht das im Petersdom. Am Fest der Hl. Familie erfolgt dieses Ritual in der Lateranbasilika. Am 1. Jänner, dem Hochfest der Gottesmutter Maria, wird die hl. Pforte in Santa Maria Maggiore aufgemacht und am 5. Jänner in St. Paul vor den Mauern! Ein starkes Zeichen – Türen zu öffnen: angefangen beim Adventkalender bis hin zu den hl. Pforten in Rom. Lassen wir uns von diesem Zeichen herausfordern. Machen wir daraus ein glaubwürdiges Statement für unsere Haltung und für unseren Glauben: Ja, so bin ich, so sind wir!
Die Meditation von Bischof Claus Hemmerle wird dieses Anliegen nach der Kommunion noch einmal aufgreifen und vertiefen.
Für jetzt aber genug der Worte. Entscheidend ist das Tun. Es sind die Taten, die wirklich zählen. Amen.
Pfarrer Edi Muhrer