Fest der heiligen Familie - 29.12.2024
Predigt am Fest der heiligen Familie 2024 – 12 - 29
Familie, die hl. Familie und Frieden – das sind die drei Themen, um die meine heutige Predigt kreist:
1.
Ich beginne mit einer Feststellung zum Thema FAMILIE. Es ist eine sehr nüchterne Feststellung: Die sog. normale Familie ist nicht mehr normal, sie ist nicht mehr die Norm! Die Familie ist im Wandel, wenn nicht sogar im Umbruch. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Familienformen und von familienähnlichen Formen des Zusammenlebens. Wir reden von Familie und meinen heute damit meist die traditionelle Kernfamilie. Dazu kommen inzwischen aber alternative Familienformen wie z. B. die Wahlfamilie, die Patchworkfamilie, die Regenbogenfamilie oder die Einelternfamilie. Ganz selbstverständlich reden wir von einer franziskanischen. ignatianischen oder sonst einer der Ordensfamilie – und in Feldkirchen ist uns die Rede von der Passionsspielfamilie vertraut. Nicht zuletzt gibt es mit Jesus, Maria und Josef die sog. Heilige Familie, deren Fest wir heute feiern. Bei der Gelegenheit möchte ich einen Hinweis geben: Bitte in unserem Diözesanmuseum die aktuelle Weihnachtsausstellung besuchen! Echt spannend, wer mit wem da und wie an der Krippe feiert. Höchst lehrreich und auch sehr interaktiv gestaltet ist diese neue Krippenausstellung in den Räumen des Diözesanmuseums. Sie ist noch bis 12. Jänner geöffnet – sie zu besuchen kann ich bestens empfehlen.
Familie – wer oder was ist das überhaupt? Es ist schwer geworden, Familie zu beschreiben, Familie zu definieren. Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Familie nach wie vor auch bei jungen Leuten hoch im Kurs – trotz aller Kämpfe und Krämpfe zwischen den Generationen. Auf humorvolle Weise habe ich diese Auseinandersetzungen zwischen drei Generationen am Donnerstag-Abend im Kino erlebt – beim Film „Der Spitzname“…
Gerade jetzt zur Weihnacht ist die Sehnsucht nach so etwas wie Familie besonders groß. Familie steht nach wie vor für Werte wie Geborgenheit, Solidarität und Liebe. Sie ist und bleibt ein Um und Auf für unsere Gesellschaft. Nach wie vor wird für das Wohl von Familien zu wenig getan. Da braucht es also weiterhin und ganz kräftig die Unterstützung von Seiten der Politik aber auch die Fürsprache der hl. Familie für unsere Familien. Da tut jedes Bekenntnis zur Familie gut, auch ein Credo zur Familie wie jenes von Rudolf Weiß. Ich zitiere ein paar seiner Glaubenssätze aus seinem Familien-Credo:
Ich glaube an die Familie und daran, dass sie eine der tollsten Ideen Gottes ist. Ich glaube, dass sie mehr ist als ein Zweckverband, eine Ess- und Schlafstelle oder der Platz, wo der Videorekorder steht… Ich glaube, dass die Familie eine Schule der Zärtlichkeit ist, eine Schule des Teilens und des Mitteilens, eine Schule ohne Noten und Strafe und eine Schule, in der jeder von jedem lernen kann… Ich glaube an die Familie, die der erste Platz ist, wo man Gott auf die Spur und den Menschen auf die Schliche kommt... Ich glaube an die Familie solange das Auskommen miteinander größer geschrieben wird als das Einkommen und solange die LIEBE großgeschrieben wird, denn dann wird der Reichtum Gottes Wirklichkeit – jetzt und unvollkommen in der eigenen Familie – dann und vollkommen in der Großfamilie Gottes. Soweit etwas gekürzt das Credo zur Familie von Peter Weiß.
2.
Zu dieser Großfamilie Gottes gehört ganz wesentlich die sog. HEILIGE FAMILIE – gehören Jesus, Maria und Josef: Mit ihr haben wir Fürsprecher, denen nichts Menschliches fremd ist. Jesus ist aus Liebe zu uns einer von uns geworden. Maria, die Frau aus dem Volke, sie ist fest verwurzelt im Judentum und im Christentum. Josef, der Nähr- und Ziehvater steht eher etwas im Hintergrund, im Schatten. Denken wir nur an die vertrauten Weihnachtsbilder. Aber Josef hat seine Verlobte Maria vor dem Tod durch die Steinigung bewahrt, weil er sich einem Kind bekannt hat, das nicht sein Kind war. Er ist mit Jesus und Maria nach Ägypten geflohen. Mit 12 Jahren haben Maria und Josef spätestens zu spüren bekommen, wes Geistes Kind „ihr Kind“ wirklich ist… Die hl. Familie, da gibt es nichts zu idealisieren! „Jessas, Maria und Josef!“ – dieser Schreckensruf ist zugleich ein Stoßgebet zu allen dreien! Ich bin dankbar für die heilige Familie. Ihrer Fürsprache vertrauen wir unsere Familien an.
3.
FRIEDEN ersehen – und FRIEDEN zusprechen! Unter dieser Überschrift bitten uns die österreichischen Bischöfe mitzutun bei ihrem Gebet für den Frieden. Ganz konkret schlagen sie eine Novene für den Frieden vor – von heute angefangen 9 Tage lang. Ich mache da ganz gewiss und gerne mit. Es braucht für den Frieden immer auch das Gebet. Es braucht Menschen, die darauf vertrauen, dass beten hilft, dass das Beten eine Atmosphäre des Friedens schafft, die wir alle brauchen – ganz besonders natürlich die Menschen in der Ukraine und im Heiligen Land... Die beiden Bischöfe Glettler und Leichtfried haben dafür eine Anleitung gemacht: mit einem Tagesmotto, Worten aus der Hl. Schrift und einem Zitat aus der Botschaft zum Weltfriedenstag von P. Franziskus. Dazu der Vorschlag, ein Gesätzchen vom „ROSENKRANZ FÜR DEN FRIEDEN“ zu beten, das Friedensgebet aus Nicaragua und ein abschließendes Vater Unser. Ich habe diese Anleitung aus dem Sonntagsblatt kopiert – sie liegt bei den Ausgängen der Kirche auf. Unterschätzen wir, bitte, nicht die Bedeutung des Betens: Beten bringt nach den Worten der hl. Teresa von Avila zwei Liebende zusammen - Gott und die Seele. Beten ist immer noch eine Nagelprobe für unser Christsein, ja es ist ein Ernstfall unseres Glaubens...
Reinhold Schneider hat knapp vor dem 2. Weltkrieg ein Sonett gedichtet, das mit den Worten beginnt: „Allein den Betern kann es noch gelingen…!“ Seine und andere Texte sind dann im Krieg so etwas wie ein „literarischer Sanitätsdienst“ geworden. So wie die zusätzliche Kerze am Altar unser Gebet um den Frieden verstärkt, so möge diese Novene für den Frieden ein Mosaiksteinchen werden, das einen Weg zum Frieden pflastert. Amen.
Pfarrer Edi Muhrer