2. Sonntag iJK - 19.01.2025
![Hochzeit zu Kana. Finnland 2024 / hans perstling](/img/f5/c4/965a51352289cda377d3/Hochzeit_zu_Kana__Finnland_2024-Hochzeit_zu_Kana_Finnland_2024__.jpg)
Predigt zum 2. Sonntag iJ – 19.01.2025
“Israels Sicherheitskabinett stimmt Waffenruhe zu.” So lautet eine Schlagzeile in der vergangenen Woche und morgen/heute sollten erste Geiseln freigelassen werden und nach Israel zurückkehren.
Wenn wir auf die Situation in Jerusalem zurzeit des Propheten Jesaja blicken, so war die Lage nach der Rückkehr aus dem Exil hoffnungslos. Verlassene Häuser und Ruinen finden die Heimkehrer*innen vor anstatt blühender Wiesen, Arbeitslosigkeit und Hunger statt Aufschwung und Reichtum. In dieser Situation bringt der Prophet eine neue Perspektive ein, die wir heute gehört haben. Er ist überzeugt, dass seine Weissagung Wirklichkeit wird, dass Jerusalem aufgrund der erneuerten Beziehung zu Gott aufstrahlen und erstrahlen wird.
Erst letzten Sonntag haben wir am Fest Taufe des Herrn gehört, dass Gott zu Jesus sagt: “An dir habe ich Wohlgefallen”. Heute haben wir gehört, dass der Name Jerusalems sein wird “Ich habe Gefallen an dir”. Gott ist aber nicht in eine Stadt verliebt, sondern Jerusalem steht als Symbol für das auserwählte Volk. Erst vorgestern haben wir den Tag des Judentums gefeiert, eine wichtige Erinnerung an die Wurzeln unseres Glaubens.
Wie kann es uns heute gelingen, dieses Vertrauen in Gott und die Liebe zum ihm stärken? Angesichts der vielen hoffnungslosen Situationen in unserer Welt braucht es Perspektiven, braucht es das Umdenken derjenigen, die heute mächtig sind. Und es braucht jede und jeden einzelnen von uns, damit im Kleinen das zu wachsen beginnt, worauf wir hoffen: Friede, Gerechtigkeit und Freude.
Im Evangelium haben wir vom ersten Zeichen gehört, das Jesus im Johannesevangelium tut. Er macht aus dem Wasser des Alltags den Wein der Fülle. Denn “Leben in Fülle” (Joh 10,10) möchte Jesus für uns Menschen.
Aus dem Wasser, das für die äußere Reinigung bestimmt war, wird im Wein die liebende Zuwendung Gottes zu uns. Wenn wir miteinander Eucharistie feiern, werden bei der Gabenbereitung Wasser und Wein vermischt, und der Priester betet: „Du schenkst uns den Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit.“ Es braucht also auch unser Zutun, und sei es nur, dass wir die Wasserkrüge für die Reinigung bereitstellen, damit Gott uns innerlich reinigen und verwandeln kann. Ganz konkret braucht es auch Menschen, die sich für die einsetzen, die schwach und verwundbar sind, die Geiseln ihrer Gegner oder innerer Dämonen sind. Es braucht Menschen, die sich für Gerechtigkeit für alle Menschen einsetzen, die aufstehen gegen Hetze, Neid und Angst, die verbreitet werden.
“Liebe deinen Fremden” war heuer das Motto für den Gottesdienst zum Tag des Judentums. In seiner Predigt fragte der Apostel der Neuapostolischen Kirche, Matthias Pfützner, wie denn diese Spannung auszuhalten sei: einen fremden Menschen bringen wir mit Distanz in Verbindung, das “dein” lässt eher auf Nähe schließen. Der Knackpunkt ist hier die Aufforderung, deinen Fremden zu lieben. Jetzt denken Sie vielleicht, dass es ja schon schwer genug ist, meinen Nächsten zu lieben. Doch wenn wir uns einlassen auf andere Menschen, kann es gelingen, dass aus dem/der Fremden der/die Nächste wird. Und vergessen wir nicht: Gott kann uns in jedem Menschen begegnen: im Nächsten, in der Fremden und täglich, wenn wir in den Spiegel schauen. Sollten Sie noch keinen Neujahrsvorsatz haben, schließe ich mich dem Vorschlag von Matthias Pfützner an: nehmen wir uns heuer vor, unseren Fremden zu lieben, ich bin überzeugt, dann kommt Gott uns richtig nahe! Amen.
Elisabeth Fritzl