4. Fastensonntag - Lätare - 30.03.2025

Predigt zum 4. Fastensonntag „Lätare“
Wie ist das gemeint?
„Ich finde das ist wirklich ungerecht! Wie soll ich dir das jemals verzeihen? Nach all dem, kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Versöhnung möglich ist!“ - solche Aussagen von uns oder anderen sind nur allzu menschlich und folglich meiden wir schließlich den Kontakt mit der Person.
Jesus aber schließt, wie wir gehört haben, niemanden aus. Er lädt auch noch die Sünder ein, an einen Tisch zu sitzen und erzählt ein Gleichnis!
Wie passt dieses Gleichnis heute zum „Freudensonntag“?
Jesus erzählt im Gleichnis von einem Vater, der seinen beiden Söhnen freie Hand lässt, sich zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Eine Situation, die man sich als Tochter oder Sohn nur wünschen kann.
Da gibt es den jüngeren Sohn, der sich beweisen will, von zu Hause weggeht, um die Welt zu erobern, doch dann erkennt, dass er mit diesem Leben, das er in Saus und Braus führt, an seine Grenzen stößt und dabei sein ganze Erbe verliert..
Und da ist noch der älter, pflichtbewusste Bruder, der zu Hause beim Vater bleibt, am Hof hilft, immer für ihn da ist, sich an alle Regeln hält und alles richtig machen will, um dem Vater zu gefallen.
Finden wir uns in einem der beiden Söhne wieder?
Obwohl ich dieses Gleichnis gut kenne, ist es immer wieder ein Stück Herausforderung für mich und ich frage mich: „ Ist es ge-recht ein Fest für die Heimkehr des einen Sohnes zu feiern, der sich total verrannt und sich vom Vater abgewandt hat, gegenüber seinem Bruder, der immer für den Vater da war?
Wie ist da Versöhnung möglich?
Natürlich erzählt Jesus dieses Gleichnis nicht ohne Grund. Er möchte uns noch andere Sichtweise zeigen, wenn es um Gerechtigkeit, Verzeihen und Versöhnung geht
Er vergleicht den Vater im Gleichnis mit Gott. Gott, der uns auch den Freiraum lässt, unsere eigene Entscheidung zu treffen, ob wir den Weg mit ihm gehen, unser Leben nach ihm ausrichten wollen oder ein Leben ohne ihn führen wollen.
Egal wie unsere Entscheidung ausfällt - und das ist das Wunderbare und größte Geschenk daran - Gottes Liebe zu uns ist so groß, dass er immer da ist, wenn wir ihn finden wollen.
So wie der Vater seinen verlorenen Sohn wieder aufnimmt, ohne Bedingungen und ohne Vorwürfe, sich freut, dass er heimgefunden hat, so freut sich Gott über jede und jeden, die bzw. der umkehrt und den Weg zu ihm findet und neu beginnt. Er nimmt nicht nur die Rechtschaffenden, sondern auch die, die sich fehlerhaft verhalten haben, in den Blick und wartet mit offenen Armen.
Gottes Gerechtigkeit unterscheidet sich von unserer menschlichen Gerechtigkeit. Er rechnet nicht Gutes mit Bösen auf, er verzeiht bedingungslos. Gottes Gerechtigkeit basiert auf Liebe und Barmherzigkeit, die über allem steht und manchmal schwer zu verstehen ist.
Das Gleichnis soll uns daher heute, an diesem Freudensonntag, Hoffnung, die Vorfreude auf die Gemeinschaft mit Gott vermitteln, die Barmherzigkeit Gottes, seine bedingungslose Liebe und die Freude über die Versöhnung mit ihm.
Zu Ostern feiern wir diese Versöhnung mit Gott, die Jesus durch sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung für alle Menschen Gott erwirkt hat.
Lätare! Freut euch! Ja, freuen wir uns über Gottes Liebe und Barmherzigkeit, die größer ist, als seine Gerechtigkeit.
Andrea Lang