Predigt zu Fronleichnam in Feldkirchen
Ich möchte unsere Gedanken heute bloß auf zwei Zeichen lenken: das Zeichen des Brotes und das Zeichen der Hostie!
- Das Zeichen des Brotes
Die Zeiten sind längst ja längst vorbei, dass Brot etwas Besonderes war, etwas Heiliges. Die Zeiten sind weitgehend vorbei, dass man den Laib Brot vor dem Anschneiden mit einem Kreuzzeichen gesegnet hat oder dass ein weggeworfenes Stück Brot ein „Frevel“ war. Christine Busta kommt mir da in den Sinn. Sie sagt: „Das Brot und das Wort sind Kleingeld geworden. Wir beten um tägliche Abfallkübel.“ D. h. die Zeiten der Heiligkeit des Brotes sind offensichtlich vorbei. Das Brot, das in zig verschiedenen Varianten in den Regalen ist, dieses Brot hat an Zeichenhaftigkeit verloren…
Dokumentations-Filme wie „Feed the world“, „Taste the waste“, „Plastic planet“ oder „Good food – bad food“ haben aber aufhorchen lassen. Und sie haben für ein Umdenken im Umgang mit den Lebensmitteln gesorgt: Trotzdem wird nach wie vor in Wien täglich so viel Brot weggeworfen, das reichen würde, den ganzen Brotbedarf von Graz zu decken! Nach wie vor landet die Hälfte aller Lebensmittel im Müll! Gott sei Dank also für alle Initiativen gegen die Lebensmittelverschwendung und – vernichtung. Gott sei Dank für Initiativen wie unsere Essensbox beim Pfarrheim in Fk oder beim Heimgarten.
Und dennoch: Noch immer ist das Brot ein Zeichen! Noch immer ist das Brot ein Sinnbild! Brot ist für mich trotz allem Frevel im Umgang mit diesem Grundnahrungsmittel nach wie vor ein zweifaches Sinnbild:
a) Das Brot weist noch immer und trotz allem hin auf die Erde, auf die Arbeit, die Mühe und den Schweiß im alltäglichen Leben. Vgl. Gabenbereitungsgebet: „Du schenkst uns das Brot, Frucht der Erde und menschlicher Arbeit!“ Vgl. im Ausseerland die Rede vom Sandling als „Brotlaib“ für die Menschen – weil viele durch die Arbeit in Salzberg und in den Salzwelten für sich und ihre Familien dort ihr Geld verdienen, dort ihren Broterwerb haben.
b) Das Brot weist noch immer und trotz allem hin auf das Du der anderen, auf das Miteinander, auf die Gemeinschaft, die wir nötig haben „wie Brot“: Denken wir bloß an die negative Rede vom „Eigenbrötler“. Brot steht fürs Teilen, für die Gemeinschaft und das Miteinander im Leben. Oder denken wir daran, dass der Volksmund bei allzu einseitigen Entscheidungen sagt: „Da ist kein Segen drin!“ - Viel mehr Segen liegt im Miteinander, im Teilen. Brot und Teilen gehören ganz einfach zusammen…
Bischof Pedro Casaldáliga sagt, dass alle, die „Vater unser“ sagen auch „Brot unser“ sagen müssten…
Das Brot hat seine Heiligkeit zwar weitgehend verloren, ein Zeichen ist es aber immer noch – ein Zeichen für den Schweiß, für die Mühe unserer Arbeit hier auf dieser Erde. Ein Zeichen für den Segen, der im Du liegt, der im Miteinander zu finden ist, in der hl. Gastfreundschaft, im Teilen von Brot und Wein.
2. Das Zeichen der Hostie
Zu Fronleichnam ist – wie bei jeder hl. Messe - das Kostbarste das Kleinste. Wann, wenn nicht heute, gilt der Spruch: Small is beautiful! Die Hostie, das „hl. Brot“, der Leib Christi, das Kleinste ist einmal mehr das Größte!
D. Sölle hat als Großmutter einmal die Bitte an ihre Enkelkinder gerichtet: „Vergesst das Kleinste nicht!“ – Das Kleinste der Feier ist zugleich das Größte – die Hostie, der Leib Jesu Christi.
Wieder einmal sind wir heute eingeladen, Christus zu empfangen, den Leib Christi, das Brot des Lebens. (Für Caroline Hatzl ist es heute das erste Mal, dass sie die hl. Kommunion empfängt. Endlich ist es auch für sie soweit. Ich freue mich mit ihr und mit ihrer Familie über dein heutiges Fest der Erstkommunion, liebe Caroline!)
Wie oft wir den Leib Christi schon empfangen haben mögen – immer liegt es an uns, was wir aus der Kommunion machen. Es liegt im wahrsten Sinn des Wortes in unserer Hand, was diese Kommunion für uns ist, was (die Erstkommunion, die 1000. Kommunion oder) das Fest Fronleichnam für uns bedeutet.
ER legt sich in unsere Hand, in unseren Mund. Die kleinste und unscheinbarste Gabe ist aus gläubiger Sicht das größte aller Geschenke. Bedenken wir immer wieder was die hl. Kommunion ist und was sie für uns bedeutet…
Ein Text von Lothar Zenetti drückt m. E. wunderschön die geistliche Bedeutung der hl. Kommunion aus. Ich meine da seine Zeilen, die er unter der Überschrift „Handkommunion“ geschrieben hat:
Zenetti wörtlich: Was Jesus für uns tat bis in den Tod, das kann nicht sterben, das liegt auf der Hand. Das wiegt leicht wie Brot, das wiegt schwer wie der Tod, das ist Brot zum Leben, das liegt auf der Hand. Das ist sein Leib, verschenkt verteilt, einer für alle, das liegt auf der Hand. Was Jesus für uns tat bis in den Tod, das kann nicht sterben, das liegt auf der Hand.
Heute wird wieder i. w. S. d. W. „handgreiflich“, was ER für uns getan hat - es liegt auf der Hand: ER liegt auf der Hand. ER legt sich in unsere Hand. Gott sei Dank. Amen.
Pfarrer Edi Muhrer